Sonntag, 22. November 2009

John Updike: "Terrorist"

Von Ahmed, dem 18-Jährigen Amerikaner, der zum Terroristen wurde, berichtet uns John Updike in seinem 2006 erschienenen Roman. Aber keinen schwitzigen, faustschüttelnden, schießfreudigen Gotteskrieger zeigt er uns. Sein Terrorist ist ein kluger junger Mann, dem das Leben einige Prügel vor die Füße geworfen hat: Der Vater früh verschwunden, der Lebensort trist und heruntergewirtschaftet, die Schule voller Radautypen, deren Cliquen sich ständig bekämpfen.

Weil er einen Vater aus Fleisch und Blut nie gehabt hat, ist Ahmed in seiner Klugheit anfällig für großartige Ideale: Er ist ein Musterschüler seines Koranlehrers. Er nimmt den Koran ernst. Er nimmt Allah ernst, dem er sich ganz nahe fühlt. Sein Glaube entfernt ihn ganz aus der Welt: wirkliche Typen die es gut meinen, wie Jack Levy, der Schüler-Vertrauensmann, sind ihm zu schwach, zu gebrochen, überhaupt nicht genügend.

Na und, denkt man sich, das gibt sich doch. Er wird erwachsen werden. Aber da beginnen jene, dies es nicht gut meinen, ihn zu lenken: Der Scheich aus der Koranschule, dann ein so genannter Freund, dann die Vereinigung der Dschihadisten. Sie benutzen Ahmed, und am Ende sitzt er in einem Lastwagen voller Sprengstoff.

Gnadenlos wie immer zeigt uns John Updike die Lächerlichkeit amerikanischer Fernsehkultur mit ihren Sitcoms, Castingshows und der immer präsenten penetranten Produktwerbung. Er zeigt uns aber auch den schönen Ernst eines islamischen Gottesbildes, das sich streng abhebt von dem Milheu der swingenden und singenden schwarzen Gospelgottesdienste. Und er zeigt uns glaubwürdig, wie das Unglaubliche geschehen kann: Dass aus einem intelligenten jungen Menschen, dem viele Chancen einer westlichen Gesellschaft offen stehen, ein Selbstmordattentäter wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen