Freitag, 21. Januar 2011

Peggy Pickit am Akademietheater

Komm nach Afrika, hilf. Tu Gutes. Man kann doch nicht die Menschen wie die Fliegen sterben lassen. Es ist so einfach, als Arzt kannst so viele Menschen retten, hundertemale mehr als zu Hause im Dienste der Wr. GebKraKa. Du bist 35 Jahre jung, und da entscheidest du dich für diese Art von Entwicklungshilfe. Die andern bleiben lieber daheim und schaun dass sie Haus, Auto und Garage zusammenbekommen, und am besten auch mindestens 2 Kinder. Du nicht. Du tust wirklich was. Das kann Gott doch nur belohnen.

Dies ist das Thema des Stückes „Peggy Pickit sieht das Angesicht Gottes“ von Roland Schimmelpfennig. Ich habs im Akademietheater gesehen. Und ich sags gleich: Man muss es einfach sehen. Ist so. Es hilft nichts. Michaela sagt das auch. Eben.

Doch das Angesicht Gottes hat sich das Artzpärchen, das sechs Jahre lang in einer Art Buschklinik gearbeitet hat, anders vorgestellt. Der hat für die beiden halt kein samtig-romantisches Schicksal vorgesehen. Die Neger sind nicht dankbar und brav, nein - kaum sind sie von der Klinik entlassen, schlagen sie sich die Köpfe ein. Und die weißen Stationsärzte sind keineswegs Helden à la Doctors Diary - Gott ist nicht gerecht. Statt dessen teilt er Watschen aus. Das Arztpärchen lebt sich, während es ziemlich viele Menschenleben rettet, gehörig auseinander.

Müde, entzweit und verstört kommen sie in die Heimat zurück und besuchen alte Freunde, so Haus-Job-Garage-Kind-Spießer. Das kann nicht gut gehen. Und tatsächlich wird dabei auch durchaus physisch gewatscht.

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